Debussy trifft Brahms

Ein Duoabend mit Flöte und Klavier

„Sie sind also der Franzose!", soll Johannes Brahms bei einer Begegnung mit seinem jungen Kollegen Claude Debussy gesagt haben. Er, der international verehrte Künstler, hatte gerade mit seinen Klarinettensonaten sein kammermusikalisches Schaffen beschlossen. „Der Franzose" indes hatte im selben Jahr mit seiner sinfonischen Dichtung Prélude à l'après-midi d'un Faune musikalisches Neuland betreten.

Historisch verbürgt ist die Begegnung der beiden Komponisten nicht. Dafür lassen wir die beiden musikalisch zueinanderkommen: in unserem Programm mit Bearbeitungen ihrer Werke für Flöte und Klavier.

Brahms Klaviersonaten op. 120, 1 und 2 zeigen ein letztes Mal seine meisterliche Gestaltung des klassischen Formenkanons. Für den Schluss-Satz der zweiten Sonate wählt er die für sein gesamtes Schaffen so typische Variationsform; in ihrer Bauweise erinnern diese Variationen stark an Bach, Beethoven und Schubert. Virtuos schöpft Brahms alle denkbaren Verknüpfungen innerhalb der klassischen Funktionsharmonik aus. Wie kaum ein anderes Kammermusikwerk markiert dieses Sonatendouble daher den Höhe-, aber auch Endpunkt der klassisch-romantischen Musikepoche in Deutschland.

Debussy trifft BrahmsDebussy dagegen befreit sich in seinem Prélude à l'après-midi d'un Faune von den funktionsharmonischen Fesseln und findet gerade dadurch zu seiner eigenen unverwechselbaren Tonsprache. Inspiriert von den erotischen Fantasien eines Gedichts von Stéphane Mallarmé, hat Debussy das Stück ursprünglich als Teil einer dreiteiligen Suite angelegt. Statt diese aber zu vollenden, schreibt er einen einzigen Satz in einer freien Form. Nicht nacherzählen möchte er damit, sondern Gefühle und Stimmungen erwecken. „Man kann sagen, dass die moderne Musik mit dem Prélude à l'après-midi d'un Faune" beginnt", sagt der Komponist Pierre Boulez.

So unterschiedlich also die Musikauffassungen und Kompositionsweisen von Brahms und Debussy auch sind – so ähnlich sind doch die Klangwirkungen vieler musikalischer Momente. Das zu erkennen ermöglicht uns Hörern heute sicher die historische Distanz zum Jahr 1894. Und so sind wir geradezu verblüfft, welche Ähnlichkeiten die Bearbeitungen der Werke für die moderne Querflöte und fürs Klavier zu Tage fördern.

// Martin Gonschorek - Flöte // Stefan Matthewes - Klavier und Moderation
Johannes Brahms
Claude Debussy

Programmablauf

Johannes Brahms
  • Sonate Es-Dur op. 120,2
  • Sonate f-moll op. 120,1
Claude Debussy
  • Prélude à l'après-midi d'un Faune

Alle Werke in bearbeiteten Fassungen für Flöte und Klavier.

Die Veranstaltung dauer inklusive der Moderation und einer 15-minütigen Pause ca. 2 Stunden
© 2019 Stefan Matthewes